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Prozess gegen Gott

18.2.2015 geschrieben von: Peter Mazurek

Ein befreundeter Buchhändler einer christlichen Buchhaltung fragte mich vor einigen Jahren, ob ich nicht Lust hätte auf einer Veranstaltung der Buchhandlung, neben einer Reihe weitere Kunden,  mein Lieblingsbuch vorzustellen. Das konnte ich mir gut vorstellen, nur dass er unter  Umsatzgesichtspunkten nicht viel Spaß daran haben würde, da ich gerne „Prozess gegen Gott“ von Arthur Richter vorstellen würde und  dessen letzte Auflage lange vergriffen sei. Es stellte sich raus, dass er das Buch kannte und ebenfalls gut fand, sodass er zustimmte.

Für mich war es zu einer lieb gewonnenen Angewohnheit geworden, „Prozess gegen Gott“ regelmäßig zu lesen, darüber zu sprechen und mich regelmäßig zu ärgern, dass es nicht mehr auf dem Markt war. Diese Veranstaltung konfrontierte mich wieder damit und führte zu dem Punkt: akzeptiere es oder ändere es!

Ich habe mich für ändern entschieden und besagten Buchhändler gefragt wie ich es anstelle solle.  Die pragmatische Antwort war, kommen sie vorbei und dann machen wir vier Dinge: Wir trinken einen Kaffee - Wir beten darüber - Sie besorgen sich die Buchrechte und dann nerven wir Verlage.

So haben wir es dann auch gemacht und alles ging erstaunlich reibungslos. Einen Hänger hatten wir beim Vorwort zur neuen Auflage. Zunächst war da der Gedanke einen mehr oder weniger Prominenten zu finden und ihn für das Vorwort zu begeistern. Nach vier Absagen haben wir uns das noch mal überlegt und mit der Feststellung des Buchhändlers, dass er genügend Bücher mit prominenten Vorworten ausliegen hätte, aber noch keines mit einem Vorwort eines Kunden, war auch klar wer das Vorwort schreibt.

Aus dieser Motivation heraus erfolgte vor 2011 die erste Neuauflage, in Summe die 11. Auflage, die erfreulicherweise so gut ging, dass seit Mitte Januar 2015 die nächste Auflage im Handel ist.

Klassenziel erreicht,  mit der Neuauflage des „Prozess gegen Gott“ kann, man dieses Buch endlich wieder weiterempfehlen und verschenken. Hier geht´s zur Leseprobe oder direkt zum Shop.

Ehrfurcht vor dem Leben – Hospizarbeit

Juni 16th, 2013 geschrieben von: Bettina Mazurek

Ich habe mich lange Zeit nicht mit dem Thema „Alter und Tod„ beschäftigt. Als mein Vater vor 5 Jahren verstarb und ich viele Stunden an seinem Bett saß, mit ihm redete, ihm vorlas, ihn streichelte oder einfach nur ´da´ war, obwohl er im Koma lag, spürte ich wie gut mir diese Nähe zu ihm tat, obwohl klar war, dass er sterben wird.

Mein Vater war kein entschiedener Christ. Er hat immer zu mir gesagt „Es reicht, wenn du für mich betest.” und das habe ich mit meinem ganzen Herzen für ihn getan. Wir beide waren getragen durch meinen Glauben und ein tiefer Frieden war in seinem Zimmer, trotz Apparaturen und Sterilität. Mein Vater ist am 24. Dezember 2007, am Heiligen Abend, gestorben, meinem Geburtstag, und wir konnten als Familie von ihm Abschied nehmen.

In diesem Bett lag nicht mehr mein Vater, sondern für mich eine Hülle ohne Innenleben. Er war gegangen, und ich bin davon überzeugt in Gottes Reich, in seine gnädigen Hände. Von diesem Moment an war mir klar, ich kann Menschen in den Tod begleiten und spürte meinen Auftrag, obwohl es dann noch einige Zeit gedauert hat, weil ich einfach Zeit zur Trauer brauchte. Ich habe meine Ausbildung zur Hospizhelferin im Herbst 2011 beendet.

Jede Begleitung ist anders, und auch nicht immer kann man einen Sterbenden begleiten. Die Chemie muss einfach stimmen, und das spürt man schon in den ersten Sekunden, vergleichbar mit Liebe auf den ersten Blick. Außerdem spielen bei mir Geruch und das Zulassen von Körperkontakt eine große Rolle. Begleitung ist Herzenssache und ein Zwingen oder Überwinden nicht machbar. Ich habe eine ältere Dame aus einer Ingelheimer Gemeinde begleitet und wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander. Bis zum Schluss konnten wir herzlich miteinander lachen, tiefe Gespräche führen, Rezepte austauschen, auf Englisch reden und miteinander und füreinander beten. Gegen Ende, als die Kraft nachließ, saß ich oft an ihrem Bett und habe nur ihre Hand gestreichelt und Taizé-Musik mit ihr gehört. Ein tiefer Friede war zwischen uns und erfüllte den ganzen Raum, in dem Zeit einfach keine Rolle mehr spielte. Man wird sich sehr vertraut und bei ihrem Tod habe ich wieder nur eine tote Hülle berührt und wusste, dass sie dort angekommen war, wo sie letztendlich auch sehnlichst hinwollte. In Gottes Himmelsreich.

Ich kann nur Mut machen, den Schritt zu wagen und sich zum Hospizhelfer ausbilden zu lassen. Es ist eine sehr intensive Zeit und die Begleitungen immer etwas ganz Besonderes, aber auch eine große Bereicherung und ein tiefer Frieden für einen selbst.

Bettina Mazurek

Ganz schön international!

Mai 28th, 2013 geschrieben von: Dorena

 

Die Erlanger-Hof-WG ist ganz schön international! Es gab schon Zeiten, während derer wir vier (!) verschiedene Sprachen gesprochen haben.
So habe ich gestern die Stecknadel-Weltkarte digitalisiert. Rot für Herkunfts- & “Hinzugs”orte, Grün für den Erlanger Hof, Ingelheim-City.
Bald geht es wieder für einige von uns weiter. Neue Orte, neue Menschen. Vielleicht können wir noch ein paar rote Stecknadeln hinzufügen?!

Viele Grüße – Dorena

 

Ein offenes Dankeschön

Februar 3rd, 2013 geschrieben von: Peter Mazurek

Jetzt ist es bald 5 Jahre her, dass wir mit einigen Freunden zusammengesessen und überlegt haben, ob wir das Projekt Erlanger Hof wirklich angehen sollen. In einer der Gebetszeiten stand dann ganz klar im Raum „wenn ihr es nicht versucht, werdet ihr nie wissen ob es euer Auftrag ist“. Den Rest der Gesichte kennt ihr weitestgehend.

In der inzwischen vergangen Zeit sind 26 junge Erwachsene eingezogen und meisten von ihnen auch wieder ausgezogen. Einige halten in losen Abständen, aber doch immer wieder Kontakt zu uns. Um die Auslastung müssen wir uns schon seit geraumer Zeit nur noch wenig Gedanken machen. Lisa hat das in ihrem Eintrag so ausgedrückt: „…in dem einen Haus leben wir und in dem anderen, wen immer der Himmel uns schickt“! Nun ist in letzter Zeit reichlich geschickt worden, unsere Kapazitätsgrenzen haben wir schon wieder überschritten. Das schlägt sich dann in Aufwand und Stimmung nieder. Wir arbeiten zur Zeit daran, wieder auf ein Maß zu kommen, dass mehr zusammenleben möglich macht. Das bringt es mit sich das wir auch wieder vermehrt Absagen erteilen müssen, was schwer fällt.

Fünf Jahre sind nun auch ein guter Zeitpunkt einmal all denen, die die Idee und die Bewohner des EH mit einer so schönen Regelmäßigkeit unterstützen, Danke zu sagen. Am Ende ist es die Mischung aus Geld-, Sach- und Zeitspenden die es uns ermöglicht die Mieten erschwinglich zu gestalten und auch einmal die eine oder andere individuelle Not zu überbrücken. Das im Hintergrund zu wissen ist ein ganz großer Schatz für uns und gibt uns auch den Raum den es braucht. Gleichzeitig zu wissen das eure Gebete uns mittragen, tut einfach gut!!

Noch ein paar Gedanken zum Geschehen rund um den EH. Dies auch mit Blick auf die hier und da anklingende Frage, inwieweit das dem Auftrag des Marburger Kreis gerecht wird. Zu aller erst ist der EH ein Platz wo junge Erwachsene sein können und dürfen. Weil sie das so für sich und/oder in Absprache mit ihren Eltern entschieden haben. Für alle gilt gleichermaßen, das wir keinen vor der Entscheidung darüber im Unklaren lassen wo sie im Begriff sind sich niederzulassen – in einer Wohngemeinschaft die durch unseren Glauben an Jesus Christus getragen ist. Das sich dann daraus auch unser Verständnis des sich mit-einander-umgehens und des sich um-einander-kümmerns ableitet, ist nur konsequent. Um eventuellen Missverständnissen  entgegen zu wirken haben wir das auch so in die Mietverträge mit aufgenommen. Auf dieser Basis haben sich auch die wenigen Konflikte die es bis dato gab klären lassen.

In der Regel bringen die Bewohner einen/ ihren Gemeindebezug mit und wenn dieser räumlich einfach zu weit weg ist werden passende Angebote im Umfeld gesucht und gefunden. Sei die Christuskirche, Friedenskirche, volkskirchliche Angebote, … die ganze Palette halt. Natürlich gilt das nicht immer und nicht für alle, einige haben noch keinen Bezug zu Jesus oder diesen noch nicht gefunden. Auch hier verstehen wir unseren Auftrag darin einfach da zu sein, zu helfen wo es sein soll, vor allem aber einer sich anbahnenden Entwicklung nicht im Wege zu stehen. Durch die Zusammensetzung, in Verbindung mit den Veranstaltungen und Besuchen von früheren Bewohnern, ergibt sich dann hin und wieder ein Entwicklung die nicht in unserer Hand liegt. Da geht dann ein Saatkorn ganz langsam auf. Da erfahren wir eher beiläufig, dass er oder sie auf einmal in einen Hauskreis oder ähnliches geht. Uns bleibt dann: Gänsehaut, Freude, Halleluja!

Es gibt noch eine andere Entwicklung, die in den vergangenen 2 Jahren so richtig losgegangen ist. Durch den persönlichen Kontakt mit Arbeitskollegen, haben einige natürlich auch unser Tun rund um den EH mitbekommen und so hat es sich ergeben, dass die Spendenaufrufe zu der einen oder anderen Feierlichkeit, zu Gunsten des EH erfolgt sind. Neben den durchaus stattlichen Beträgen die da zusammen-gekommen sind, passiert da noch etwas Schönes. Indem über den EH geredet wird, kommt auch die tragende Komponente – unser Glaube und somit Jesus – Menschen zu Ohren, die wir so ohne Weiteres – bei gegebener Traute  – gar nicht hätten ansprechen können.

Damit soll es gut sein. Über Fragen und Gedanken hierzu freuen wir uns jederzeit. Der Weg führt über den email-Kontakt den ihr auf der Startseite findet.

Am Anfang stand der Satz „… wenn ihr es nicht versucht, werdet ihr nie wissen ob es euer Auftrag ist.“ Nun bis hierher ist dies mit einem klaren Ja zu beantworten. Dieses Ja ist das was bleibt, wenn wir die ganzen Aufs und Abs , die Lust und den Ärger, den Spaß und den Stress gegeneinander abwägen. Ganz wesentlich dazu gehört auch das Miteinander, der Austausch, die Korrektur, die wir mit euch erleben, dazu. Hierfür und all das was hier noch geschrieben hätte werden können ein ganz dickes Dankeschön.

„Gut das wir einander haben, …!“

Behüt euch Gott!

Bettina und Peter

Gebraucht und glücklich

Juni 22nd, 2012 geschrieben von: Peter Mazurek
 

Wenn wir so durch den Erlanger Hof gehen, fällt uns gelegentlich auf, dass der Großteil der Ausstattung geliehen, geschenkt, gebraucht ist. Es ist schön zusehen was hier alles zusammengekommen ist und wie es alles zusammen passt. Zum Einen passt es, weil es einfach schöne Sachen sind. Dann passt es, weil wir wissen, dass es gerne gegeben ist und zuletzt passt es, weil es wirklich gerne angenommen ist.

Es ist immer wieder schön Freude und Dankbarkeit erleben zu dürfen, wenn im Erlanger Hof etwas Neues geschieht oder sich etwas verändert. So jüngst geschehen, als wir den alten Herd gegen einen neueren Gebrauchten und den viel zu kleinen Gefrierschrank gegen einen richtig Großen – 170 cm! – austauschten. So löst der Gefrierschrank unter anderem logistische Probleme und Fragen wie: „Wer darf wie viel, wie lange einfrieren“ oder „Dürfen wir mal eure Gefriertruhe benutzen“. Das erleichtert das Miteinander enorm.

… und was das noch abrundet, sind die Gesichter und Geschichten die hinter all diesen Gaben stecken.

Interesse an Französisch geweckt

Juni 15th, 2012 geschrieben von: Peter Mazurek
 

15.06.2012 – INGELHEIM Von Heinrich W. Hamann
AUSTAUSCH-LEHRERIN

Franko-kanadische Sportpädagogin bereichert Unterricht an Präsident-Mohr-Schule
An der Ober-Ingelheimer Präsident-Mohr-Schule kann man „prima miteinander Schule machen“. So lautet schließlich das Motto der Bildungseinrichtung. Von Oktober 2011 bis Ende Mai hat die franko-kanadische Sportlehrerin Audrey Therrien, vermittelt über den Pädagogischen Austauschdienst, dort als Sprachassistentin gearbeitet und den Leitsatz im Wortsinne erlebt: Das „miteinander Schule machen“ war für die 27-jährige Sportlehrerin eine, wie es „neudeutsch“ heißt, win-win-Situation: Ein Geben und Nehmen, aus dem zwei Beteiligte einen Nutzen erzielen.
Tägliches Sprachbad
Audrey Therrien durfte täglich in das „Sprachbad“ eintauchen, das ihr die Erst- bis Viertklässler einlaufen ließen, um ihre Deutschkenntnisse zu erweitern; Sie revanchierte sich, indem sie das Interesse der Kinder an der französischen Sprache weckte und Sprachversuche mit ihnen startete. Das gelang ihr mit eigenständig entwickeltem kindgerechtem Unterricht hervorragend, wie ihr Rektorin Barbara Rosebrock im „Tätigkeitsbericht“ ausdrücklich bestätigte. Die Klassen 3b und 4b profitierten praxisnah, sie wurden intensiv auf den einwöchigen Besuch der Altersgenossen aus der Partnerstadt Autun vorbereitet.
„Die Präsident-Mohr-Schule ist eine wunderbare, gut organisierte Schule, voller Dynamik und Ambiente, die Stimmung im Kollegium ist gut, die Zusammenarbeit besser als ich sie in Kanada erlebte. Die Kinder sind sehr motiviert“, so fasste Audrey Therrien ihre Erfahrungen am letzten Schultag zusammen.
Während ihres Aufenthaltes ist die junge Frau, die in einer Wohngemeinschaft mit internationaler Besetzung lebte, bei zwei nicht alltäglichen Ereignissen dabei gewesen: Bei der Eröffnung der Neuen Mitte und bei dem Rheinland-Pfalz-Tag 2012. Sie hat sich auch im Alltag „der kleineren Stadt“ umgetan, hat sich über entgegenkommende Gastgeber gefreut, hat sich darüber gewundert, wie billig hier Lebensmittel sind, wie gut und sortenreich deutsche Wurst, und hat bei kulturellen und sportlichen Anlässen (ein Weinhöfe-Fest mit Jazzmusik bleibt in besonderer Erinnerung) ihre Sprachkenntnisse erweitert.
„Wäre ich in eine Großstadt gegangen, hätte man Englisch sprechen wollen. Die Gefahr war hier nicht groß“, meinte Audrey.
Zu ihrem Abschied hatte sich der Chor auf dem Schulhof formiert. Der Auftritt war zugleich Generalsprobe für Darbietungen, mit denen die jungen Kehlen auf dem Rheinland-Pfalz-Tag erfreuen sollten. Rektorin Rosebrock händigte Audry Therrien das offizielle Zertifikat aus und schenkte ihr einen Schul-Pulli, dessen Größe so gewählt wurde, „dass Audrey an kalten kanadischen Wintertagen noch einiges drunter ziehen kann“.
Rührender Abschied
Auf beiden Seiten kam Rührung auf, insbesondere, als die kleine Vera (8) für ein persönliches Geschenk geherzt wurde und Joel (7), Sarah (8) und Melina (9) gemeinsam ein Liedchen anstimmten, das sie eigens als Abschiedsgeschenk einstudiert hatten.
„Die Kinder werden mir fehlen, gerne würde ich miterleben, wie sie heranwachsen“, sagte Audrey Therrien, die zu einer vierwöchigen Euro-Erkundungstour aufbrach, bevor sie Ende Juni noch einmal für einen Tag an der Präsident-Mohr-Schule vorbeischaut.

Meine Eltern haben ein Haus gekauft

von Lisa Mazurek, 2009

Meine Eltern haben ein Haus gekauft. Sie haben das Haus gekauft, das neben dem Haus steht, indem wir seit knapp zwölf Jahren wohnen. Verrückt? Dachte ich auch am Anfang. Ganz ehrlich, ich habe es einfach nicht verstanden. Mir war schon klar, dass die beiden Häuser ursprünglich einmal zusammen gehörten. Unser Haus war eine Pension, ein Gästehaus und das der Nachbarn war die dazugehörige Gaststätte, auch mit einigen Gästezimmern. Meine Eltern lagen also voll im Retro-Trend: Aus alt mach neu, aber so, dass man sieht, dass es schon mal so war.

Verwirrend? Fand ich auch. Aber so war es nun mal. Vage erinnerte ich mich an die Bau-,
Sanierungs- und Renovierungsarbeiten von unserem eigenen Haus. Es hatte meinen Eltern viel Aufwand und jahrelange Arbeit bereitet. Das Ergebnis? Meine Geschwister und ich hätten in keinem schöneren Zuhause aufwachsen können. Mit dem Erlanger Hof ging alles wieder von vorne los. Ein halbes Jahr lang, den ganzen Sommer 2008, trat jeden Samstag (jeden!!) ein buntgemischter Trupp freiwilliger Helfer auf. Freunde von uns Kindern, Familie, die Freunde aus dem MK und wiederum deren Freunde. Morgens wurde der Arbeitsplan verlesen und über ein halbes Jahr hinweg haben wir Tapeten abgerissen, Heizungen lackiert, Türen abgeschliffen, Böden herausgerissen, Laminat verlegt, Fliesen zerkloppt, schimmelige Wände gereinigt, tapeziert, gestrichen und geputzt. Ich weiß nicht, wie viele verschiedene Helfer im Laufe der Zeit Hand angelegt haben, aber es waren eine ganze Menge. Wir arbeiteten sogar, als meine Eltern mit den Kleinen im Sommer im Urlaub waren. Die Arbeit fand ich super. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, ein Haus komplett zu entkernen und ganz kreativ neu zu gestalten? Das war genau mein Ding.

Wann meine Eltern beschlossen hatten, eine WG für junge Erwachsene in dem Haus zu gründen weiß ich nicht. Und warum wusste ich auch nicht. Die haben halt manchmal so Ideen. Und da waren tatsächlich Leute, die da einziehen wollten. Die Zimmer füllten sich mit Leben, die einen zogen ein, die anderen wieder aus. Wie das in einer WG ebenso ist Manche brauchten viel Fürsorge und Kommunikation, andere hat man kaum gesehen. Ich habe nie komplett begriffen, wo meine Eltern, und besonders meine Mama, die Kraft und Geduld hernehmen, neben ihrem eigenen anstrengenden Alltag noch sechs Jugendliche zu betreuen, zu bekochen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich bewundere das wirklich und ab und zu bedaure ich es auch, weil es so viel Zeit in Anspruch nimmt. Aber es ist etwas Gutes und irgendwie sind wir alle, die auf irgendeine Weise mit dem Erlanger Hof verbunden sind, Gottes Werkzeuge geworden. Die einen sogar im wahrsten Sinne des Wortes: sie waren Handwerker. Jeder bringt seine Gaben auf eigene Art und Weise mit ein.

Die einen mehr, die anderen weniger. Doch alle zusammen sind wir Bauarbeiter des gleichen großen Bauherrn. Mein Name ist Lisa Mazurek, ich bin 26 Jahre alt, ich habe drei jüngere Geschwister und großartige Eltern. Wir haben zwei Häuser. In dem einen leben wir, in dem anderen lebt, wen immer der Himmel uns schenkt.